Die Villa wurde 1908 von einem bekannten Landschaftsarchitekten als Wohnhaus gebaut. Seit 2019 ist sie im Besitz von Ute Zeller von Heubach, beherbergte bis vor Kurzem eine Kunstsammlung und nun einige Künstlerinnen und Künstler.

Ute Zeller von Heubach

Wie es zum Namen der Villa kam

Es war meine Mutter, die mir von einem lang zurückliegenden Aufenthalt in einer Villa Nix in Thüringen erzählte. Der Anlass für den Aufenthalt war die Einquartierung der Familie – nach dem Krieg 1945 eine Station auf ihrer Fluchtroute.

Ich dachte mir diese Villa mit dem schönen Namen als einen bezaubernden Ort. Dennoch wehrte sie ab, als ich sagte, dass es doch bestimmt ein großes Glück war in solch einer Villa zu sein. Ich verstand als Kind die Zusammenhänge nicht.

Kürzlich stolperte ich über eine Notiz in der Zeitung in der eine Neuentdeckung im Weltall besprochen wurde. Dem größeren der entdeckten beiden Monde vom Planet Pluto wurde von der IAU (International Astronomical Union) der Name Nix gegeben.

Der Name Nix bezieht sich auf Nyx, die Königin der Nacht. Allerdings hieß so bereits ein Asteroid mit der Nummer 3908.

Jedenfalls war man bezwungen gewesen das Y durch ein I zu ersetzen, um diesen Namen verwenden zu können. Worauf man keinesfalls verzichten wollte, da die Königin der Nacht auch als die Mutter von Charon fungierte, jener Charon, nach welchem Plutos größter Mond benannt ist.

Aus einem mythologischen Zusammenhang heraus musste man also bei der Namensgebung eines Mondes orthographisch ein wenig schummeln.

Durch den Artikel kam mir die Erzählung meiner Mutter wieder in den Sinn. Ich wollte also dem neu erworbenen Haus in Stuttgart, gelegen auf einem Hügel, umgeben von einem romantischen Garten, den Namen Villa Nix geben.

Assoziationen zu Bildern aus der Villa Nix – Cravans Blume
(aus: Heinrich Steinfest, Ein sturer Hund)

»Warum eigentlich Cravans Blume? Der Name leuchtet mir nicht ein.«

»Cravans Blume existierte in den Zehnerjahren des letzten Jahrhunderts, ich meine des zwanzigsten. Es war ein Debattierclub für Boxfreunde in Stuttgart.

In den Raum passte kein Boxring. Soweit ich darüber gelesen habe, hing von der Mitte der Decke ein Sandsack. Nicht mehr.

Die Gäste saßen um das Ding herum, tranken Limonade, diskutierten, und wenn es einem zu bunt wurde, der Limonade oder der Diskussion wegen, trat man vor den Sack und schlug so lange hinein, wie eben nötig. Die Legende besagt, dass in der Limonade Halluzinogene aufgelöst waren. Gut möglich.

Alles am Besitzer dieses Debattierclubs scheint legendenhaft. Der Mann hieß Arthur Cravan, war Holzfäller, Boxer und wohl einiges mehr. Und er war Dadaist. Wobei ich nicht genau sagen kann, was man sich unter einem Dadaisten eigentlich vorzustellen hat. Einen Menschen, der subversive Limonade braut?

Sein Aufenthalt in dieser Stadt ist unbelegbar. Keine Hoteleintragung, kein Hinweis im Meldeverzeichnis, bloß der Verdacht, das Gerücht, die Legende.

Vielleicht ist das Dadaismus: aufzutauchen und gleich wieder zu verschwinden. Dazu passt, dass Arthur Cravan von einer Bootsfahrt an der mexikanischen Küste nicht mehr zurückkam. Also auch als Leiche nicht.«

»Da kann ich nur spekulieren. Wahrscheinlich war damit der Sandsack gemeint. Vielleicht aber auch das Zeug, das Cravan in die Limonade gemischt hat. Ich weiß es wirklich nicht.«

Hier geht es zur Bibliothek Villa Nix.

 

 

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